Was sagt die Armee dazu?
Herr Süssli, stellen wir uns vor, die Schweiz wird angegriffen. Physisch wie digital – wie gut könnten wir uns verteidigen?
Über die letzten Jahre konnten wir die Verteidigungsfähigkeit zwar als Kompetenz erhalten, wir müssen diese Fähigkeit nun aber wieder stärken. Das heisst: Wir müssen die Armee wieder vollständig ausrüsten und genügend Munition beschaffen.
Ist es für ein kleines, aber hoch-innovatives Land wie die Schweiz einfacher, Kriege im Cyberraum abzuwehren als konventionelle Gefechte am Boden und im Luftraum zu führen?
Wir können uns digital sehr gut verteidigen und haben eine Infrastruktur, die auf der Welt einzigartig ist. Mit geschützten Rechenzentren und dem einzigen Computernetzwerk in der Schweiz, das stromunabhängig und auch kinetisch geschützt ist. Die Behörden können also über dieses Netzwerk kommunizieren und bei einem Angriff ihre Operationen darüber koordinieren. Zudem gilt die Milizarmee als unsere grosse Stärke. Viele Angehörige der Armee, die im Zivilleben im Bereich Cybersicherheit arbeiten, können dieses Wissen auch im Dienst bei den Cybertruppen anwenden. Dieses Asset ist einzigartig. Deshalb hätten wir eine starke Verteidigungslinie dank unserer Miliz.
Die vierte industrielle Revolution hat einen starken Einfluss auf militärisch genutzte technologische Entwicklungen wie Drohnen, Robotik und Künstliche Intelligenz. Wie stehen wir diesbezüglich da?
In den letzten Monaten und Jahren haben wir starke Partnerschaften mit Hochschulen aufgebaut, was uns ermöglicht, von deren Wissen zu profitieren. Zusätzlich haben wir mit «Swiss Innovation Forces» ein eigenes Start-Up gegründet, das Wissen generiert und in die Armee einfliessen lässt. Dank unserer entwickelten Innovationsprozesse kann die Armee moderne Technologien, insbesondere in den Bereichen KI und Drohnen, schnell integrieren. Erste Ergebnisse sind das Miliz-Übersetzungsprogramm «MEEPL» für militärische Dokumente und das Projekt «BUDI» (Bottom-up Drone Innovation). Hierbei erhielt ein gesamtes Bataillon einen Kredit, beschaffte Drohnen und setzte diese erfolgreich als Sensoren ein.
Korpskommandant Thomas Süssli
Chef der Schweizer Armee